TMA Stammtisch Frankfurt, 12.Juli 2011

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Durchblick auf der Insel -- Bricks and Mortar in Teutonia

 
Liebe Mitglieder und Interessierte,
 
wenn ein Brillenhersteller den Ausgleich mit seinen Gläubigern sucht, so zieht es ihn vorsorglich in das Vereinigte Königreich. Die Immobilie dagegen findet ihren Meister besser in Deutschland? Ist es das, was der Gesetzgeber beabsichtigt? Der Wettstreit der Jurisdiktionen ist voll entbrannt. Die deutsche Regierung hat den Fehdehandschuh aufgenommen und wird doch gerade von denjenigen fürs Erste ignoriert, die ihr Tätigwerden für bessere Rahmenbedingungen lautstark gefordert hatten.
 
Ein Scheme of Arrangement schien schon dem Kabelnetzbetreiber Tele Columbus mit ca. 1 Mrd. Finanzschulden der richtige Weg, um seine Schuldenlast zu bereinigen. Denselben Weg beschritt sodann auch Rodenstock. Beide Unternehmen haben ihre unternehmerische Aktivität in Deutschland, anders etwa als der Automobilzulieferer Schefenacker, der vielbeachtet vor Jahren ein englisches Company Voluntary Arrangement durchlief. Das ist an sich schon bemerkenswert. Rodenstock dagegen hat auch einen deutlich geringeren Anteil an in England ansässigen Finanzgläubigern als etwa Tele Columbus, weshalb man die Herausforderung über die gerichtliche Zuständigkeit förmlich suchte – und gewann.
Level one dagegen fand einen solchen Weg nicht, und der milliardenschwer refinanzierte Eigner von deutschen Wohnimmobilien wurde insolvent. Eignet sich tatsächlich nichts so gut wie eine deutsche Insolvenz für die Restrukturierung von großen Immobilienbeständen? Jedenfalls scheint dies nach dem ESUG auf der Hand zu liegen, weil sich Finanzgläubiger schnell über Verfahrensart und -beteiligte werden einigen können.
 
Der Kommentar, dass eine Insolvenz nun auch gerade dort wenig Angst und Schrecken verbreitet, wo Vertrauen auf langfristige vertragliche Beziehungen eine geringere Rolle spielt, mag erlaubt sein. „Solange es nicht rein regnet, fließt die Miete auch an einen Verwalter...“, ist gelegentlich abfällig zu hören. Dagegen ist das Ziel der englischen „Light Touch“-Verfahren ja gerade, das operative Geschäft gar nicht erst zu beeinträchtigen.
Auch in den aktuellen Diskussionen verschließt der Gesetzgeber jedoch unter Verweis auf die sakrosankte „Gläubigergleichbehandlung“ die von allen Industrieländern längst erkannte ökonomische Notwendigkeit, operative Gläubiger aus dem Verfahren herauszuhalten, um im Ergebnis auch die Finanzgläubiger besser „zu behandeln“ als im -  der deutschen Insolvenz auch nach dem ESUG innewohnenden - Operational Meltdown Scenario.
 
Lassen Sie uns ein weiteres Mal diskutieren in der Erwartung, dass einstmals auch Bauunternehmen und nicht nur ihre Auftraggeber eine deutsche Insolvenz als Going Concern überleben können.
Anlass dazu werden uns unsere Mitglieder mit praktischen Erfahrungen zu:
 
Scheme of Arrangement – ein unschlagbares Tool? Rodenstock und TeleColumbus,
 
mit Herrn Dr. Stefan Sax, Clifford Chance,
 
und Herrn Dr. Leo Plank, Kirkland & Ellis International LLP,
 
und anschließend zu:
 
Immobilieninsolvenz nach dem ESUG – Level One to Level Infinity?
 
mit Herrn Professor Rolf Rattunde, Leonhardt Rechtsanwälte,
 
und Herrn Dr. Jens Rinze, Sidley Austin,
 
geben.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Dr. Frank Nikolaus
 
 
Die Referenten:
 
Dr. Stefan Sax ist Partner im Frankfurter Büro von Clifford Chance und Mitglied des Restrukturierungs- und Insolvenzteams. Er berät deutsche und internationale Finanzinstitute in insolvenzrechtlichen Sachverhalten sowie Gesellschaften in Zahlungsschwierigkeiten oder deren Geschäftsleitung hinsichtlich der im Rahmen einer Krise einer Gesellschaft entstehenden Verpflichtungen.
Er war längere Zeit im Londoner Büro von Clifford Chance tätig und ist sowohl deutscher Rechtsanwalt als auch englischer Solicitor (England & Wales).
Stefan Sax ist Mitglied der Gesellschaft für Restrukturierung TMA Deutschland e.V.
 
Dr. Leo Plank ist Partner im Münchner Büro von Kirkland & Ellis International LLP und auf komplexe Restrukturierungen spezialisiert. Er war unter anderem an den Restrukturierungen der TeleColumbus Gruppe (Beratung der Mezzanine Gläubiger) als auch der Rodenstock GmbH (Beratung der Gesellschaft) federführend beteiligt.
Dr. Plank ist in England & Wales als Solicitor und in Deutschland als Rechtsanwalt zugelassen. Leo Plank ist Gründungsmitglied der Gesellschaft für Restrukturierung TMA Deutschland e.V.
Professor Rolf Rattunde ist Partner bei LEONHARDT Rechtsanwälte, einer der führenden Kanzleien für Insolvenzrecht in Deutschland mit 25 Berufsträger, darunter 12 Insolvenzverwalter. Prof. Rattunde ist in den Bereichen Insolvenzrecht, Wirtschaftsrecht, Sanierung und Restrukturierung tätig. Außerdem ist er Honorarprofessor für deutsches  und europäisches Insolvenzrecht und das Recht der Kreditsicherheiten an der HTW in Berlin.
Rolf Rattunde ist Mitglied der Gesellschaft für Restrukturierung TMA Deutschland e.V.
 
Dr. Jens Rinze ist Partner der internationalen Rechtsanwaltssozietät Sidley Austin LLP und seit 1996 im Bereich strukturierte Finanzierung, insbesondere Verbriefungen tätig.  Seit 2008 spezialisiert er sich insbesondere auch auf die Restrukturierung und den Work-Out von strukturierten Finanzierungen, insbesondere von Commercial Real Estate Finanzierungen.
Jüngst hat er im Zusammenhang mit der Insolvenz eines geschlossenen Fonds als Eigentümer eines Shopping Centers nahe Berlin und der Insolvenz von mehr als 30 Objektgesellschaften im Rahmen einer CMBS Finanzierung beraten.
 

Anwesenheitsliste

  Hans J. Sautter BM&T
Dr. Stefan Sax Clifford Chance
Dr. Hans Konrad Schenk GRUB BRUGGER Rechtsanwälte
Dr. Heinrich Schimpf BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
  Marc Schneider PricewaterhouseCoopers AG WPG
Dr. Richard Scholz Wellensiek Rechtsanwälte
  thomas SCHULZ tsc.komm
  Sönke Schulz Sigma Corporate Finance GmbH
  Stefan Schwertel PricewaterhouseCoopers AG WPG
  Roman-Knut Seger DNP
Prof. Dr. Robert Simon FMC-Consultants GmbH
Dr. Thomas Sittel goetzpartners CORPORATE FINANCE GmbH
  Leo Smith PricewaterhouseCoopers AG WPG
Dr. Clifford Tjiok Landesbank Hessen-Thüringen
  Michael Tyroller AlixPartners GmbH
  Corinna von Löffelholz Deloitte & Touche GmbH
  Peter H. Hoegen Allen & Overy LLP
  Hans Joachim Weidtmann Commerzbank AG
  Jochen Wilkens Freshfields Bruckhaus Deringer
Dr. Christian Wolf GÖRG Partnerschaft von Rechtsanwälten
  Andreas Ziegenhagen Salans LLP
Presse Alex Hübner ThompsonReuters